Alten PC zu Home Server umrüsten


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Hallo zusammen,

 

ich bin noch ganz neu hier im Forum und noch sehr unerfahren mit Unraid. Dennoch bin ich gerade dabei mich in die Thematik einzuarbeiten mit der Idee einen HomeServer zu erstellen. Doch bevor ich mich in die Untiefen von DockerContainer etc einarbeite, wollte ich zuvor einmal die Erfahreneren unter Euch fragen, ob meine Idee überhaupt umsetzbar bzw. sinnvoll ist. Ich habe keine großen Datenmengen wie Film- oder Musiksammlungen, alles in allem maximal 1.5TB. Mir gehts beim Eigenbau eher ums Tüfteln, Unabhängigkeit von Cloudprovidern, Datensicherheit und automatisierte Backups.

Mein aktuelles Setup

Mein derzeitiges Setup sieht wie folgt aus:

  • Windows Tower (leistungsstark für Games, Office, CAD etc und einer 2TB HDD Platte)
  • Windows Laptop (NVME und schnell für alles Unterwegs)
  • Ubuntu Laptop (für Unizeug, Programmieren etc, fast alles in repositories)
  • Android Smartphone (Bilder lade ich manuell in die Cloud, ansonsten "keine wichtigen" Daten)

Ansonsten nutze ich Microsofts Onedrive, um die Daten auf den Windows Geräten immer online und synchron zu halten. Mich stört jedoch, dass ich nicht einfach mit den Linux/Android Geräten bestimmte Ordner immer synchron halten kann. Außerdem ist Onedrive echt nervig und führt oft genug zu Problemen (ganz abgesehen vom Datenschutz und alle übrigen Bedenken, die bei Big Tech dazukommen). Backups mache ich mit einer externen Platte die ich ab und zu anhänge und manuell stumpf alles per Drag&Drop rüberziehe in einen neuen Ordner (hier gibts definitiv Verbesserungspotential).

Mein ideales Setup

Ohne genau zu wissen, wie ich das umsetzten würde hier eine kurze Darstellung, wie ich mir mein ideales Setup vorstelle:

  • ein HomeServer, der als NAS/Cloud fungiert:
    • Zugriff auf die Daten von unterschiedlichsten Endgeräten (Win/Linux/Android)
    • verschiedene Ordner definieren, die jedes Gerät immer synchron mit dem Server hält
    • alle Steam/Origin etc Spiele bzw SaveGames werden auch auf dem Server gespeichert
    • Server fertigt automatisiert und sinnvoll Backups an (externe HDD die angesteckt wird oder verschlüsselt auf externe Clouds)
    • Geräte speichern ihre Konfigurationen regelmäßig auf dem Server ab (zB Smartphone Kontakte etc)
  • Prinzipiell stelle ich es mir so vor, dass der Server alle Daten sichert und die Endgeräte nur die Daten auf ihren (relativ schnellen) Festplatte haben, die für die Nutzung von Programmen nötig sind. Da die Daten synchron gehalten werden, kann man PCs/Handys auch schnell mal platt machen und neu aufsetzen, ohne dass man sich groß darum kümmern muss, alle Daten vorher zu speichern.
  • GGf sollen später auf dem Server kleinere Programme dauerhaft laufen (wie selbst programmierte Logger, SmartHome Anwendungen, PiHole etc)
  • Von Unterwegs möchte ich auch auf die Daten zugreifen können - muss aber nicht ultra-schnell sein.

Verfügbare Hardware

Bezüglich der hardwareseitigen Umsetzung steht mir aktuell folgendes zur Verfügung:

  • ein alter Gaming PC: Intel i5-3570K auf einem Maximus IV Extreme (ohne Graka)
  • 2x 2TB HDD Festplatten, 1x 500GB SSD (alle etwas älter und teilweise mit Backup Daten befüllt)

Auf Basis dieses alten PCs würde ich gerne den Unraid Server aufsetzten. Dafür würde ich mir zunächst ein gebrauchtes Gehäuse und zwei neue 2TB Platten (Seagate IronWolf?) holen. Ich habe mir nicht wirklich ein Budget überlegt, die Kosten sollen einfach den Nutzen rechtfertigen und gleichzeitig alten Geräten noch eine sinnvolle Aufgabe geben.

Fragen dazu

  • Ist es überhaupt sinnvoll einen alten Gaming PC als HomeServer umzurüsten? Mit welchen Stromkosten ist zu rechnen, da er eigentlich erstmal nur als FileServer fungiert? (Komponenten sind halt da und Neue effizientere kaufen finde ich auch nicht unbedingt sparsam)
  • Funktioniert das, dass ich den Server erstmal mit den zwei neuen Platten aufsetzte (ggf eine als Parity), und dann nachträglich die Daten von den alten Platten auf den Server spiele und diese alten Platten dann ins Array einbinde sobald sie leer sind? Kann ich nachträglich auch die SSD als Flash Boost einbinden, sobald diese auch leer ist?
  • Wie zuverlässig ist ein HomeServer auch in Bezug auf Internetstabilität? Sobald das Zuhause gerade mal kein Internet hat, komme ich von Unterwegs nicht and die Daten ran (außer sie sind auf dem Rechner synchronisiert).
  • Lohnt es sich, zwischen dem HomeServer und dem hauptsächlich genutzten PC (Tower) ein 10Gig Leitung zu legen? Geht das auch ohne zusätzliche Geräte/Switches - nur mit zwei PCIe Karten?
  • Wie sieht das im Falle eines Stromausfalls aus? Hat Unraid damit Probleme, wenn plötzlich der Saft weg ist? Ich würde mir ungern ein UPS zulegen. (Klar dass aktuell bearbeitete Daten weg sind, aber mir gehts eher um das Datengrab, dass das nicht korrumpiert)
  • Inwiefern sind HomeServer anfällig für Ransomware? Gibt es da Mechanismen, die den Zugriff eindämmen, wenn ein Programm anfängt alle inhalte zu verschlüsseln/zu manipulieren? Ich habe Krankenhaus-Server in Erinnerung, die alle verschlüsselt sind, weil ein PC Nutzer auf den falschen Link geklickt hat (auch wenn ich da behaupte relativ sensibel zu sein).

 

Ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen und mir eine realistische Einschätzung geben, ob das was ich mir da vorstelle sinnvoll ist und welcher Aufwand auf mich zukommt. Vielen Dank und besten Gruß

 

Julian

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22 hours ago, julianmueller said:

ein alter Gaming PC: Intel i5-3570K auf einem Maximus IV Extreme (ohne Graka)

Mit welchen Stromkosten ist zu rechnen

Neue effizientere kaufen finde ich auch nicht unbedingt sparsam

 

Ein aktuelleres gebrauchtes Setup mit einem ITX Board und effizientem Low Load Netzteil, kann dir vermutlich 30W ersparen. 30W sind je nach Strompreis 60 bis 160 € pro Jahr. Da rechnet sich neue Hardware also sehr wohl.

 

Hier ein paar Boards:

https://forums.unraid.net/topic/120797-sparsame-gebrauchte-matx-itx-boards-mit-2x-m2-6x8x-sata/

 

 

Bei ganz neuen Boards ist es noch unklar welche sparsam sind.

 

22 hours ago, julianmueller said:

Zugriff auf die Daten von unterschiedlichsten Endgeräten (Win/Linux/Android)

Das wäre über Nextcloud abzubilden. Da Nextcloud das offene WebDAV nutzt, geht es auch mit Drittsoftware.

 

22 hours ago, julianmueller said:

Funktioniert das, dass ich den Server erstmal mit den zwei neuen Platten aufsetzte (ggf eine als Parity), und dann nachträglich die Daten von den alten Platten auf den Server spiele und diese alten Platten dann ins Array einbinde sobald sie leer sind?

Ja

22 hours ago, julianmueller said:

Kann ich nachträglich auch die SSD als Flash Boost einbinden, sobald diese auch leer ist?

Ja. Das heißt aber Cache Pool in Unraid. Flash wäre ja der USB Stick.

 

22 hours ago, julianmueller said:

Wie zuverlässig ist ein HomeServer auch in Bezug auf Internetstabilität?

Eine DDNS Domain aktualisiert sich innerhalb von 5 Minuten. Also bei IP Wechsel bis zu 5 Minuten offline. Dein Anschluss sollte aber eine öffentliche IPv4 besitzen. Ansonsten wird es komplizierter in der Umsetzung.

 

22 hours ago, julianmueller said:

Lohnt es sich, zwischen dem HomeServer und dem hauptsächlich genutzten PC (Tower) ein 10Gig Leitung zu legen?

Das "lohnt" nicht, kostet auch extra Strom (>6W), aber es ist einfach geil ^^

 

22 hours ago, julianmueller said:

Geht das auch ohne zusätzliche Geräte/Switches - nur mit zwei PCIe Karten?

Ja, aber dein PC muss dann noch eine separate Leitung (1G oder WLAN) in Richtung Internet haben. Spart dir dann aber den Switch Kauf und die Stromkosten.

 

22 hours ago, julianmueller said:

Wie sieht das im Falle eines Stromausfalls aus? Hat Unraid damit Probleme, wenn plötzlich der Saft weg ist? Ich würde mir ungern ein UPS zulegen

https://forums.unraid.net/topic/99393-häufig-gestellte-fragen/?do=findComment&comment=959302

 

 

 

22 hours ago, julianmueller said:

Inwiefern sind HomeServer anfällig für Ransomware?

Genauso wie jedes andere System. Daher sind Offline-Backups unverzichtbar.

 

Wobei Nextcloud, sofern man sonst keinen Zugriff über SMB oder so auf die Dateien erlaubt, eine Versionierung besitzt. Das setzt aber voraus, dass der Angreifer den Root-Login von deinem Server nicht klaut. Also wenn du dich über einen PC mit Unraid über root verbindest und da ist ein Trojaner drauf, ist das Passwort natürlich auch gefährdet.

 

Also nichts geht über Offline Backups. Wegen Feuer und Einbruch, müsste das sogar außerhalb gelagert werden.

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Vielen Dank für die schnelle und umfangreiche Antwort! Ich würde mich freuen, wenn du mir zu den folgenden Fragen Tipps geben könntest und mich in die richtige Richtung zur weiteren Recherche lenkst. Selbstverständlich musst du mir hier nicht alles ausführen und erklären :) Danke schonmal für deine Hilfe!

 

On 12/9/2022 at 9:57 AM, mgutt said:

Ein aktuelleres gebrauchtes Setup mit einem ITX Board und effizientem Low Load Netzteil, kann dir vermutlich 30W ersparen. 30W sind je nach Strompreis 60 bis 160 € pro Jahr. Da rechnet sich neue Hardware also sehr wohl.

Ja da hast du recht, das war mir so nicht klar. MIt welchen Stromkosten kann man denn im Jahr rechnen, bei einem kleinen Server der hauptsächlich "nur" kleine Datenmenge synchronisiert und backupt? Meinst du, es wäre dennoch sinnvoll, Teile der bestehenden Hardware zu nutzen und ggf nur das MB auszutauschen? Oder tabula rasa, Altes Zeug gebraucht verkaufen und neue stromsparende Komponenten zulegen? Gibt es da zusätzlich zu deinem "Boads" Thread auch welche über kleine sparsame Gesamtsysteme?

 

On 12/9/2022 at 9:57 AM, mgutt said:

Das wäre über Nextcloud abzubilden. Da Nextcloud das offene WebDAV nutzt, geht es auch mit Drittsoftware.

Ich habe über Nextcloud schon ein bisschen was gehört. Läuft die auch in einem Docker auf unraid? Wie schwierig ist es, eine NextCloud für den privaten Einsatz für einen Nutzer aufzusetzen? Wie gut funktioniert die Einbindung in FileManager (wie gesagt, da kenn ich nut OneDrive, und das hält die Daten synchron und lädt Daten nur bei Bedarf von der Cloud, was ich eigentlich sinnvoll finde).

 

On 12/9/2022 at 9:57 AM, mgutt said:

Eine DDNS Domain aktualisiert sich innerhalb von 5 Minuten. Also bei IP Wechsel bis zu 5 Minuten offline. Dein Anschluss sollte aber eine öffentliche IPv4 besitzen. Ansonsten wird es komplizierter in der Umsetzung.

Welche Anbieter für öffentliche IPv4s kannst du empfehlen? Mit welchen Kosten kann man da im Jahr rechnen? Ich meine mal etwas gehört zu haben, dass jede Fritzbox das auch von Haus aus mitbringt?

 

On 12/9/2022 at 9:57 AM, mgutt said:

Also nichts geht über Offline Backups. Wegen Feuer und Einbruch, müsste das sogar außerhalb gelagert werden.

Jep, offline-offsite backups würde ich mir dann auch anschauen. Könnte man für sowas nicht auch einen anderen Cloud anbieter nutzen, wo man "einfach eine komprimierte und verschlüsselte ZIP als Backup hochlädt"?

 

Ich denke ich hole mir vlt erstmal einen Stick und die Basic Version von unraid und spiele über die Weihnachtstage ein bisschen damit rum, um zu schauen ob es was für mich ist.

 

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45 minutes ago, julianmueller said:

Ich habe über Nextcloud schon ein bisschen was gehört. Läuft die auch in einem Docker auf unraid? Wie schwierig ist es, eine NextCloud für den privaten Einsatz für einen Nutzer aufzusetzen?

Ja Nextcloud gibt es als Docker-Container. Für den Betrieb brauchst du noch MariaDB (MySQL--Datenbank), ebenfalls als Docker-Container vorhanden. Die Installation von Nextcloud + MariaDB ist nicht besonders schwer und man findet zahlreiche Tutorials im www, sowohl als Videos als auch als Text.

 

51 minutes ago, julianmueller said:

Welche Anbieter für öffentliche IPv4s kannst du empfehlen? Mit welchen Kosten kann man da im Jahr rechnen? Ich meine mal etwas gehört zu haben, dass jede Fritzbox das auch von Haus aus mitbringt?

Die öffentliche IPv4 bekommst du von deinem Internetprovider. Es gibt jedoch mittlerweile viele Provider die für Privatkunden, aufgrund der Knappheit an IPv4-Adressen, keine Öffentliche IPv4-Adresse vergeben, sondern Verfahren wie Carrier-grade NAT oder Dual-Stack Lite verwenden. Bei diesen Verfahren erhält man keine öffentliche IPv4-Adresse, bei manchen Internetanbietern gibt es ggf. die Möglichkeit gegen ein zusätzliches Monatsentgelt dennoch eine öffentliche Adresse zu erhalten. Solltest du in Österreich heimisch sein, dann hast du lt. RTR (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH) das Recht auf eine kostenfreie öffentliche IPv4-Adresse, siehe dazu:

https://www.rtr.at/TKP/was_wir_tun/telekommunikation/konsumentenservice/faq/FAQ_oeffentliche_IP-adresse.de.html

 

1 hour ago, julianmueller said:

Könnte man für sowas nicht auch einen anderen Cloud anbieter nutzen, wo man "einfach eine komprimierte und verschlüsselte ZIP als Backup hochlädt"?

Ja ist möglich und wird von vielen auch so genutzt, entsprechender Upload-Speed sollte halt vorhanden sein sonst dauert es, je nach Größe des Backups, entsprechend lange.

 

1 hour ago, julianmueller said:

Ich denke ich hole mir vlt erstmal einen Stick und die Basic Version von unraid und spiele über die Weihnachtstage ein bisschen damit rum, um zu schauen ob es was für mich ist.

Du kannst Unraid für 30 Tage kostenfrei testen (free trial) und danach nochmal um 2x 15 Tage verlängern, also in Summe 60 Tage ohne gekaufte Lizenz betreiben.

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3 hours ago, julianmueller said:

Oder tabula rasa

So würde ich es machen. Testen kannst du aber ja und entsprechend messen auch. unRAID Stick rein, booten und dann siehst du ja wo du landest.

 

3 hours ago, julianmueller said:

Gibt es da zusätzlich zu deinem "Boads" Thread auch welche über kleine sparsame Gesamtsysteme?

Auch hilfreich:

https://www.hardwareluxx.de/community/threads/die-sparsamsten-systeme-30w-idle.1007101/

 

3 hours ago, julianmueller said:

Wie gut funktioniert die Einbindung in FileManager

Es gibt einen Nextcloud Windows Client, der sich ähnlich wie One Drive verhält. Dh man hat dann einen extra Ordner und was man da reinwirft wird in die Cloud gesynct. Ich bevorzuge aber das Einbinden eines Laufwerks:

https://docs.nextcloud.com/server/19/benutzerhandbuch/files/access_webdav.html#dateizugriff-unter-microsoft-windows

 

7 hours ago, julianmueller said:

Welche Anbieter für öffentliche IPv4s

Dein Internetanschluss hat entweder eine oder nicht. Prüfen kann man das zb über die Oberfläche des Routers. Dort darf bei Internet keine IP stehen, die mit 10, 172 oder 192 beginnt.

 

7 hours ago, julianmueller said:

Könnte man für sowas nicht auch einen anderen Cloud anbieter nutzen, wo man "einfach eine komprimierte und verschlüsselte ZIP als Backup hochlädt"?

Klar. It's all about the money.

 

 

 

 

 

 

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