FAQ - spin down - oder: Warum bleiben die Festplatten nicht im schlafen?


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Wilkommen im Kurs: DataCollector nimmt sich wieder zu ernst und meint etwas helfen zu können. 😅

 

Und mal wieder ein Thema, das in der letzten Zeit ab und zu auftauchte.

Bevor nun jede gute Seele das immer wieder von vorne schreibt, dachte ich mir, daß ich das mal zusammenkritzele.

 

Stand: 12.03.2024 und betrifft die vermutlich alle unraidversionen.
Aber in Wirklichkeit kenne ich nur unraid ab 6.9.x bis aktuell 6.12.x und da trifft es zu.

 

Da man die unraid GUI Oberfläche auch durch andere Sprachpakete anpassen und man auch die Farben manuell verändern kann, beziehe ich mich hier auf die default englischsprachige GUI Oberfläche (egal ob gebootete GUI direkt am PC oder WebGUI).

 

Definition:
Dies hier hängt zusammen mit klassischen Festplatten mit in sich drehenden Plattern und beweglichen Köpfen, da dies dort am wichtigsten ist und die größte Stromersparnis im idle Zustand bewirken kann.
SSDs lassen sich auch damit steuern, aber es hängt stark von der Firmware der SSD ab, ob diese das auch wirklich mitmachen oder einfach ignorieren. Übliche SSDs sind aber von Natur aus (fast) alle auf Stromsparen in idle getrimmt, weshalb sich das dort kaum auf den Strombedarf auswirkt (und eben deshalb vielleicht ignoriert wird?).
Ausnahme sind überwiegend Enterprise-SSDs. Die haben gelegentlich nicht die selben Stromsparmechanismen und halten des öfteren einen PC sowieso unnötig 'wacher' als erforderlich.


Zuerst:
Man kann in unraid einstellen, wann (sich langweilende) Festplatten die Platter stoppen. Dies nennt sich 'spin down' und ist wohl die sparsamste Betriebsart einer Festplatte, wenn man mal von 'PC Abschalten' absieht. 🔌
Natürlich dauern dann erneute Zugriffe auf die Festplatte einige Sekunden, weil eben die Platter wieder die richtige Rotationsgeschwindigkeit erreichen müssen, damit die Festplattenköpfe ihre korrekte Flughöhe einnehmen und dann loslegen können. Pauschal wird pro Festplatte von rund 30 Sekunden Aufwachzeit geschrieben, wobei das in Wirklichkeit von Modell zu Modell leicht abweichen kann.

 

Zu finden ist diese Einstelloption einmal zentral für alle Datenträger unter:

Settings / Disk Settings / "Default spin down delay"

 

Man kann aber auch für einzelne Datenträger dies individuell anders einstellen indem man beispielsweise unter:

Main / Disk<Nr> / "Spin down delay"    für diese gezielte Festplatte <Nr> extra konfiguriert.

 

Wenn man es will kann man Datenträger auch manuell sofort anstoßen sich schlafen zu legen oder aufzuwachen indem man auf den kleinen Kreis links des Datenträgers klickt.
Ist der Kreis grau schläft die Festplatte.
Ist der Kreis grün dreht die Festplatte.


So, num zum eigentlichen Thema:
Warum schläft meine Festplatte nicht?

 

SAS:
Ein Punkt ist mir recht früh aufgefallen: Sollte man SAS Festplatten verwenden gibt es so einige Kontroller-Festplattenkombinationen, die das einfach ignorieren.
Es gibt ein extra Plugin (SAS Spindown), welches dann doch einige SAS Festplatten dazu überreden kann, aber auch das wirkt nicht bei allen SAS Geräten.

 

SATA:
Hier kenne ich keine Einschränkungen, weshalb ich sage, daß sich direkt angeschlossene SATA Festplatten eigentlich immer in den "spin down" bringen lassen.

 

Warum klappt das also nicht?

 

In allen Beiträgen, die ich bisher las, lag es daran, daß auf den Festplatten noch Reste von oft angesprochenen Shares (Verzeichnissen) vorhanden sind und Zugriffe darauf eben die Festplatte entweder sofort wieder aufweckten oder gar dem Befehl zum "Spin down" so schnell wiedrsprachen, daß die Festplatte einfach weiter läuft.

 

Nun ist man aber vielleicht der festen Überzeugung, daß man doch alles getan habe um die Shares auf einem Pool/Cache/SSD auszulagern und dennoch die Festplatten weiter drehen.

Tja, es hat sich eigentlich immer gezeigt, daß da etwas übersehen wurde.

 

Sofern ein Array mit Parity betroffen ist, kann das Verhalten der Paritydisk(s) Aufschluß über die Art der Zugriffe bieten.

Wenn die Parity schläft, aber eine oder mehrere Datenfestplatten nicht einschlafen sind es lesende Zugriffe.
Wenn die Parity auch aufwacht/wach bleibt  sind es schreibende Zugriffe.


Zu beachten:

unraid hat 4 wichtige shares, ich nenne sie systemshares:
   appdata - hier finden sich Teile von Docker
   domains - hier befinden sich Virtuelle Disks von VM
   isos - hier werden ISO Dateien abgelegt (selten im Zugriff)
   system - hier finden sich auch Teile von Docker und libvirt
Hier greift unraid drauf zu, wenn die Docker und VM Dienste benutzt werden.

Um zu prüfen ob die wirklich alle richtig lokalisiert sind sollte man in der GUI unter shares / 'compute all' anklicken. Nach kurzer Recherche sieht man dann auf welchen Datenträgern sich diese Shares verteilen.
(Links ist der Datenträger unter dem jeweiligen Share zu sehen und rechts, wieviel Platz das Share dort belegt.)
 
Wenn die Festplatten schlafen sollen, ist es sehr zu empfehlen alle diese 4 Systemshares auf einen Pool/Cache/SSD zu verlagern.
Selbst ein absolut leeres Share auf einer Festplatte kann dafür sorgen, dass das "Fuse" Dateisystem dennoch ab und zu dort nachsieht, ob da nicht doch zwischenzeitlich was drin ist und deshalb springt die Festplatte immer wieder an.

 

Nachdem man dafür gesorgt hat, die Systemshares von den Disks weg auf den Pool/Cache/SSD zu verlagern, sollten die Festplatten sich dann auch wirklich schlafen legen können, selbst wenn Docker und VM laufen.

 

Nebenbemerkung: Natürlich ist es dann ungeschickt, wenn man dennoch in einer VM oder Docker einen direkten Pfad angibt der dann beispielsweise downloads doch auf die Festplatte schreibt. Denn dann halten nicht die systemshares die Festplatte drehend, sondern das was man da manuell eingestellt hat und gerade durch die VM/Docker angesprochen wird.

 

Falls man sich nicht mehr dran erinnert, was da schreiben könnte kann man beispielsweise mit dem Plugin "File Activity" sich eine Liste der Zugriffe auflisten lassen. Anhand der dort gelisteten und betroffenen Dateien sind dann Rückschlüsse möglich.


USB:
Warnung: Igitt! USB Festplatten/SSD sind im unraid Array nicht wirklich empfohlen und immer wieder ein Quell der Probleme (vielleicht nicht zu Anfang aber dann doch des öfteren später).
Es gibt Berichte, bei denen USB Datenträger seit Jahren problemlos im Array funktionieren, aber seid gewarnt: wenn etwas schief geht, habt Ihr es gewusst und Euch gezielt dafür entschieden. In diversen Fällen ist dann Hilfe kaum möglich.

 

Zum Thema: bei USB Festplatten hängt es stark von der Firmware in der USB-SATA Wandlerplatine ab, ob sie die daran verbaute Festplatte von einem PC dahingehend steuern läßt oder nicht. Bei vielen moderneren externen Gehäusen klappt es, auch externe Markenfestplatten machen das meist mit, aber wenn nicht: Pech gehabt.


Mißverständnis S.M.A.R.T.:
Gerne ist ungefär sowas zu lesen:

    "Meine Festplatte wird durch Abfrage der SMART-Attribute aufgeweckt, das habe ich im Syslog auch gesehen".
Seid versichert, das ist nicht so. Es ist genau anders herum.
Wenn eine Festplatte aufwacht, versucht unraid zu aller erst diese SMART-Attribute abzufragen. Und genau deshalb sieht es im Syslog so aus, als wenn diese SMART Operation für den "Spin up" verantwortlich sei.
Irgendetwas anderes hat die Festplatte aufgeweckt und dann hat unraid sofort gelesen.

 

Wenn man nicht weiß was es war: auch hier könnte das Plugin "File Activity" helfen die Dateien herauszufinden und daraus zurück zu schließen, wer oder was der Verursacher ist.


So, mehr fällt mir jetzt nicht ein.
 

Have a nice day with unraid!

Edited by DataCollector
SAS Plugin benannt
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  • DataCollector changed the title to FAQ - spin down - oder: Warum bleiben die Festplatten nicht im schlafen?

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